• Häufiges und falsches schnell aufeinander folgendes Aufnehmen und Umsetzen von leichten Lasten (Beugung, Seitwärtsneigung und Verdrehung der Wirbelsäule)
  • Heben und Tragen von sehr schweren Lasten
  • Hoher Anteil von Arbeiten in gebückter Körperhaltung, in Zwangshaltungen oder auf den Knien
  • Daueranspannung der Muskulatur 

 

abb01Beim Anheben eines 50 kg schweren Gewichtes mit rundem Rücken lastet auf den unteren Lendenbandscheiben etwa das Gewicht eines Kleinwagens (ca das 10 fache je nach Position). Das ist für eine junge, gesunde
Bandscheibe nicht weiter schlimm. Ist diese jedoch durch den Alterungsprozess schon degeneriert
und wirken die Druckbelastungen einseitig besteht leicht die Gefahr, dass
Faserstrukturen reißen und der Kern sich verstärkt nach hinten in Richtung Rückenmark
wölbt (protrusio) oder heraustritt (Bandscheibenvorfall) (Abb. V/1).

 

Wovon hängt die Belastung beim Heben und Tragen ab?

Die Belastung beim Heben und Tragen hängt wesentlich von folgenden Faktoren ab:

  • Gewicht: von den Lastgewichten beziehungsweise aufzubringenden Kräften
  • Körperhaltung: von der Körperhaltung und den -bewegungen während des Hebens und Tragens
  • Zeit: von der Häufigkeit der Wiederholungen und der Dauer des Hebens und Tragens
  • Intensität: von der Verteilung von Belastungs- und Erholungszeiten innerhalb der Arbeitszeit

 

 

 

 

 

Auftretendene Kräfte auf die unterste Bandscheibe bei einem 75 kg schweren Menschen:

Ausgangsstellung Belastung der Lendenwirbelsäule
Rückenlage etwa 25 Kg
Seitenlage etwa 75 Kg
Gehen etwa 85 Kg
Stehen etwa 100 Kg
Sitzen etwa 140 Kg
Sitzen und nach vorne beugen etwa 175 Kg
Aufrichten aus der Rückenlage etwa 180 Kg
Anheben von 50 Kg aus der Hocke etwa 200 Kg
Anheben von 50 Kg bei nach vorn

geneigtem Oberkörper

etwa 700 Kg

 

Die 10 größten Rücken-Irrtümer

Rund 80 Prozent der Deutschen plagen sich mit Ziehen, Drücken und Schmerzen im Rückgrat – auch immer mehr jüngere Leute sind betroffen. Der Orthopäde Dr. Reinhard Schneiderhan klärt über die zehn größten Missverständnisse in Bezug auf Rückenschmerzen auf.

Bei Rückenschmerzen sollt man sich nicht bewegen

Irrtum! Bei vielen Krankheiten mag es zutreffen, dass Ruhe gegen Schmerzen hilft. Nicht so bei Beschwerden im Rücken. Als einer der Hauptgründe nennen Spezialisten immer wieder mangelnde Bewegung. „Bandscheiben benötigen Wasser und Nährstoffe. Be- und Entlastungen, wie bei körperlicher Aktivität, verursachen eine Pumpbewegung. Dadurch saugen sie sich wie Schwämme mit Flüssigkeit voll“, weiß der Wirbelsäulenspezialist aus München.

Er rät dazu, in Maßen wieder mit rückenfreundlichem Sport zu beginnen. Das fördert die Versorgung der Bandscheiben und kräftigt die Muskeln am Rücken, welche zusätzlich die Wirbelsäule stärken. Anhaltende Beschwerden sollte ein Orthopäde untersuchen, um Ursachen und weiteres Vorgehen zu bestimmen.

Grund für Rückenschmerzen: Verschlissene Wirbel und Bandscheiben

Falsch! Beginnende leichte Schmerzen deuten eher auf verspannte Muskulatur, wenig Bewegung oder falsche Bewegungsabläufe. Wirbel und Bandscheiben gelten als stabile Elemente des Körpers und verschleißen erst in sehr hohem Alter. Weitere Schmerzursachen: verschobene Bandscheiben, eingeklemmte Nerven sowie falsche Haltung.

Stehen belastet und Sitzen entspannt Rücken und Bandscheiben

Irrtum! Zwar empfinden viele Menschen Sitzen im Vergleich zum Stehen als wohltuend, entspannend für die Bandscheiben ist es jedoch nicht. Aufrecht stehend wirkt ein Druck von ungefähr 100 Prozent auf die sensiblen Stoßdämpfer, beim geraden Sitzen steigt er auf 140. Die Meisten halten eine leicht nach vorn gebeugte Sitzposition für besonders bequem. Hier verdoppelt sich die Belastung sogar auf knapp 200 Prozent. Was vermeintlich gut tut, erreicht auf Dauer genau das Gegenteil: eine Schädigung des Rückens.

Ein Hexenschuss ist ein Bandscheibenvorfall

Für viele Menschen gilt: Hexenschuss gleich Bandscheibenvorfall. Was der Volksmund als identisch sieht, unterscheidet der Spezialist genau. Ein Hexenschuss bezeichnet lediglich einen stechenden Schmerz im Rücken, ausgelöst durch Nervenreizungen und ausgeprägte Muskelverspannungen. Als Ursachen gelten Erkrankungen wie Arthrose, Osteoporose oder auch Bandscheibenverschleiß.

Bei einem Bandscheibenvorfall reißt die äußere Hülle der Bandscheibe. In der Folge tritt der weiche Kern aus und drückt auf den hinteren Rückenmarkskanal. Es folgen andauernde, starke Schmerzen sowie Taubheitsgefühle in Armen und Beinen.

Harte Matratzen tun dem Rücken gut

Nein. Zu harte Schlafunterlagen führen zu Hohlstellen im Lendenwirbelbereich und Verspannungen der Muskulatur. Chronische Schmerzzustände sowie Schlafstörungen folgen. Zu weiche Matratzen stabilisieren wiederum den Rücken nicht gut genug. Am besten eignen sich mittlere Härtegrade. Sie schützen vor Verspannungen und stützen das empfindliche Kreuz. „Zusätzlich rate ich Betroffenen, beim Kauf eines Bettes auf eine individuelle Beratung, aber auch auf Probeliegen zu bestehen. Spezielle Nackenkissen zwischen Kopf und Schultern fördern eine gesunde Liegeposition“, erklärt Dr. med. Schneiderhan.

Körperliche Belastungen schädigen den Rücken

Das gilt nur bedingt. Wer beispielsweise über lange Zeit Sport mit einseitigen Bewegungsabläufen betreibt, schädigt auf Dauer seine Wirbelsäule. Tennis, Golfen oder Rudern gehören dazu. Hauptursache für Rückenschmerzen bleibt dennoch mangelnde Bewegung. Sportliche Aktivität beugt Beschwerden vor.

Natürlich gelten Hochleistungssportler sowie körperlich stark beanspruchte Berufsarbeiter als gefährdet. Hier liegt die Ursache in ungenügend ausgleichender Bewegung. Untersuchungen ergaben jedoch, dass nur fünf Prozent der Verschleißerscheinungen auf körperliche Belastungen zurückgehen. Außerdem: Wer den ganzen Winter über faul auf der Couch sitzt und im Frühjahr bei einem Umzug 50 Kisten trägt, braucht sich über Schmerzen durch Verspannungen nicht wundern

Leichte Rückenschmerzen verschwinden von ganz allein

Richtig, nicht jeder Rückenschmerz muss durch einen Arzt behandelt werden, von allein verschwinden sie dennoch nicht. Achten Schmerzgeplagte auf mehr sportliche Aktivität und richtige Bewegungsabläufe, wie korrektes Sitzen, vergehen Beschwerden oft nach kurzer Zeit. Dennoch kann ein Besuch bei einem Spezialisten nicht schaden, um Schlimmeres auszuschließen.

Nur Operationen helfen bei einem Bandscheibenvorfall

Früher galt dies. Mit neuen minimalinvasiven Methoden therapiert man heute über 80 Prozent der Bandscheibenvorfälle. Spezialisten setzen bei Bandscheibenvorwölbungen und Vorfällen zum Beispiel die Wirbelsäulenkathetertherapie und den Bandscheibenlaser ein. In wenigen Fällen greifen die Spezialisten auf moderne, neurochirurgische Eingriffe anstelle herkömmlicher Operationen zurück.

Kälte im Winter macht den Rücken anfällig für Schmerzen

Es stimmt, dass viele Menschen im Winter unter Schmerzen im Rückgrat leiden. Nicht richtig: Kälte verursacht immer Beschwerden. Oft sorgen nasskaltes Wetter und kürzere Tage dafür, dass viele auch für kurze Strecken das Auto benutzen, sich so wenig wie möglich draußen aufhalten und ihre Freizeit lieber auf dem kuscheligen Sofa verbringen. Daraus resultiert akuter Bewegungsmangel und damit verbundene Rückenschmerzen entstehen.

Rückenbeschwerden treten nur im hohen Alter auf

Falsch, denn Rückenschmerzen betreffen rund 60 Prozent der Deutschen zwischen 14 und 29 Jahren, so eine Erhebung der Betriebskrankenkassen. Gründe dafür liegen auf der Hand. Durch den Wandel unserer Kultur sitzen wir heute in Beruf und Freizeit weitaus mehr als noch vor 50 Jahren. Hinzu kommen falsche Haltung und Bewegungsmangel. „Ein Bandscheibenvorfall mit Anfang 30 ist längst keine Seltenheit mehr“, unterstreicht Wirbelsäulenspezialist Schneiderhan.